Sinkflug
16:30 deutsche Zeit – 17:30 finnische Zeit …
… dichte, graue Wolkensuppe über Helsinki. Nur manchmal bricht es auf. Ich sehe ca. 5 der über 180.000 finnischen Seen vom Flugzeug aus.
Das Flugzeug sinkt tiefer und tiefer, meistenst sieht man vom Fenster aus nicht mehr die Hand vor Augen. Der Druck auf den Ohren steigt, ich schlucke, bekämpfe eine leichte Panik. Ruhig atmen, ruhig atmen.
Die Wolkendecke bricht auf, ich kann Häuser und Autos unterscheiden. Alles auch hier noch ameisenklein, größer werdend.
Abgerntete Felder mit Spuren von Traktoren breiten sich vor meinen Augen aus. Sie leuchten gelblich, ockerfarben aus dem Grau hervor.
Unsere Maschine dreht eine weite Kurve über Finnland, das mir zu Füßen liegt.
Moi Suomi
Der Boden kommt näher und näher und plötzlich gibt es einen kleinen Ruck, einen Knall, wir haben finnischen Boden unter den Rädern. Auch jetzt wieder Kurven und Kreise, die Orientierung kann ich nicht verlieren, ich habe sie erst gar nicht.
Der Flughafen Vantaa ist nicht sechseckig wie Tegel (Kunststück, welcher Flughafen gleicht dem anderen), er formt vielmehr eine Ecke und die Flugzeuge docken links und rechts an.
Der Ausstieg geht schnell, auch wenn ich hinten im Flugzeug gesessen habe.
Vor dem Gate erwartet mich gleich die bunte Shoppingwelt. Ankunft und Abflug ist nicht getrennt.
Ich folge einfach den zielstrebigen Mit-Passagieren. Habe doch eh keine Ahnung wo es hingeht.
Irgendwann werde ich einer Anzeigetafel gewahr. Aha, Gepäckausgabe für unseren Flug bei Exit 2b. Super, jetzt habe ich meine Orientierung.
Eine Treppe hinunter in Richtung Exit 2b
Helsinki heißt mich willkommen.
Am Gepäckband heißt es warten. Ich beginne hektisch auf mein iPhone zu schauen. John, mein Vermieter … mein Zimmer habe ich via airbnb gebucht … hat mir gesagt, das er mich Punkt 19 Uhr finnischer Zeit in der Unterkunft erwartet. Es ist 18 Uhr.
Ohne Koffer gehe ich hier aber nicht weg. Ah da kommt er schon. Also raus aus dem Terminal … gut ein wenig umschauen muß sein. Ich muß ja auch wissen, wo die Busse fahren.
Sie fahren direkt am Terminaali 2 ab. John sagte, ich soll den 615 nehmen, der würde direkt Hakaniemi halten. Aber der ist knackenvoll. Dann folge ich der andern Empfehlung und nehme den Finnair-Bus.
Der Fahrer hieft meine Koffer in den Gepäckraum des Busses. Er wirkt leicht muffelig, aber das stört mich nicht. Ich will ja nicht mit ihm flirten, sondern nach Helsinki zum rautatieasema – zum Hauptbahnhof gebracht werden. Von da sind es noch zwei Metrostationen zum Hakaniemi, das schaffe ich leicht.
Unterwegs schicke ich John eine SMS und kündige meine Ankunft an. Er ist etwas angesäuert, das ich den Finnair-Bus nehme. Himmel, es ist meine Entscheidung. Pluspunkte bringt das nicht, obwohl er sich schon sehr bemüht.
Noch ist alles unbekannt und fremd. Der Bus fährt an Bürogebäuden, Gewerbegebieten vorbei und kommt irgendwann in der Stadt an. Da etwas bekanntes, es grüßt die Achterbahn vom Vergnügungspark Linnanmäki. So nah liegt das alles zusammen?
Wir fahren auf der Mannerheimintie hinunter. Ach sieh an, was habe ich diesen Namen in meinen finnisch Lektionen geübt. E-I wird nicht wie im deutschen EI ausgesprochen, sondern E I, das r rollen und I E bitte auch I E. Meine Zunge knotet nicht mehr.
Draußen regnet es, und auf meinem iPhone gehen SMS von John ein, der wissen will, wo ich mich rumtreibe. Ich kann den Bus auch nicht zum schnellerfahren treiben.
Endlich Endstation … rautatieasema. Raus aus dem Bus, Gepäck geschnappt und die erste Finnin interviewt: „Wo bitte geht es zur U-Bahn“.
Ich stürzte in den Hauptbahnhof rein, finde die U-Bahn, ziehe einen Fahrschein und bin erstaunt, wie tief die Rolltreppe runter fährt zur Plattform der U-Bahn. Unfassbar.
Die 2 Stationen sind schnell bewältigt. Und wie geht es jetzt weiter? Wo muß ich raus? Ich entscheide mich für Hakaniemintori, erscheint mir logisch. Wieder frage ich einen Finnen, ob er mir den Weg weisen kann. Dieser kann kein Englisch, mein Finnisch reicht noch nicht für dieses Gespräch. Eine Dame hilft mir dann und bezieht den Mann auch ein … ich finde die grobe Richtung und renne mit meinem Gepäck durch den strömenden Regen. Es ist übrigens der einzige Tag während der ganzen Woche wo es regnen wird.
Mittlerweile bin ich klatschnass. Toller Start.
Ich hetze über den Hakaniemintori zur Sörnaisten rantatie … im Hintergrund sehe ich eine kleine Fußgängerbrücke. Keine Ahnung wieso, aber ich stürme auf die Brücke zu und fühle mich verloren. Die Hochhäuser, die ich in der Ferne (so fern ist es gar nicht, das kommt mir nur so vor) sehe, sind schon die Häuser von Merihaka. Aus einer Toreinfahrt kommen 4 junge Menschen. Ich frage wieder um Hilfe und die jungen Leute sagen mir nicht nur wo es lang geht, einer gibt die Adresse in sein Handy ein und sie führen mich hin. Ich bin begeistert. Das ist so süß.
Während der ganzen Zeit versucht mich John anzurufen. Da mein Telefon in meiner Hosentasche ist, kriege ich wieder mal nichts mit.
Egal, ich stehe vor dem Haus und suche den Eingang. Einmal rund rum und da kommt mir John entgegen. Super, jetzt kann nichts mehr schiefgehen.
Haapaniemenkatu 12 A … mein Zuhause für eine Woche!
Das Zimmer ist ok, das Bett ist breit, die Klotür wird andersherum geschlossen und geöffnet, als ich es gewohnt bin.
Koffer aufs Bett, auspacken …
English:
Safe and sound landing in Vantaa, taking Finnair-Bus to the city. Host John wants to know where I am.
Suomeksi:
Turvallisen laskeutumisen Vantaalla. Menen kaupunkiin Finnarin bussi kanssa.
Isäntäni John haluaa tietää, missä mä oon.
Wow, wie aufregend war das denn? Wieso war John so angesäuert? Locker bleiben ist doch das A und O wenn unsereins unterwegs ist, gelle? 😉
Freu mich auf mehr. Aber denk bitte dran, verpulvere nicht gleich sofort all das an Erholung, was du dir redlich verdient hattest.
Schlaf gut und träum von Finnenland.
LG Tina
john dachte wohl, das der flieger landet und ich sofort vor seiner türe stehe. schon die art, als er schrieb „ich bin dann genau um 19 uhr im appartment“, roch nach stress. zumal ich dachte: hmmm er als local müßte genau wissen, das nicht alles so super glatt gehen kann.
ich verpulvere nicht, ich ziehe das erlebnis in die länge 🙂
und ich träume nur noch von finnland meine liebe 🙂
Das ist echt komisch, mit diesem John..eigentlich müsste er ja wissen, dass das so schnell nicht immer geht…zumal du dich ja auch nicht ausgekannt hast…
Und welchen Bus du nimmst, kann ihm ja eigentlich egal sein…ok, der Finnair-Bus ist teurer, der 615 ist billiger…ich bin auf der Hinfahrt mit dem Bus gefahren…bei mir war der nicht wirklich voll…
Auf der Rückfahrt musste ich den FinnairBus nehmen, weil es der 1. Mai war und der 615er an Feiertagen nicht gefahren ist…
ich fand es ein bißchen sehr dränglerisch.
in unserer facebook-gruppe estrella hatten ja einige den finnairbus empfohlen, war auch ok. und der andere bus war ziemlich voll. hatte keinen nerv zu stehen. war für mich ok so. und ich wußte auch beim finnairbus, das er direkt rautatieasema hält und da konnte nichts schief gehen.
jetzt kenne ich mich so gut aus, das ich auch den weg in die stadt mit dem 615 schaffen würde.
finnair kostete 6.60 € und 615 4 €
beides verschmerzbar!
Das freut mich zu lesen! Viele Menschen träumen und so bald sie ihren Traum erfüllt haben, kommt die Ernüchterung. Du hast dich so super vorbereitet und wusstest so, dass dein Traum sich genauso erfüllen wird, wie du es dir dachtest. So wie du alles angegangen bist, viele Menschen mit auf die Reise und die Reisevorbereitungen genommen hast, findet man seine Heimat des Herzens. Auf diese Weise haben wir unsere jetzige Heimat über 2 Jahre weg erkundet und nie diesen Schritt bereut.
Helen? Ich freu mich so riesig für dich!
LG Tina
es wird auch in finnland nicht alles gold sein, was glänzt
aber ich bin persönlich guten mutes, das es sich genauso positiv weiter entwickelt, wie es bisher läuft!
und ich werde eben auch die nächste zeit nutzen, so oft es geht rüber zu fliegen, um alles vorzubereiten!