Am Sonntag waren in Finnland Parlamentswahlen. Meistens sind ja die Wahlen in anderen EU-Ländern in Deutschland nicht ganz so spannend. Ich persönlich fand es schon spannend, auch unter der Prämisse, dass ich plane nach Finnland zu ziehen. Also haben diese Wahlen auch Auswirkungen auf mein zukünftiges Leben. Am Sonntagabend habe ich mich mit Suvi und einigen anderen wunderbaren Menschen in einer Kneipe in Neukölln getroffen, zur Wahlparty. Es war ein Beamer organisiert worden und man konnte die Wahlsendung von YLE schauen. Auch sehr spannend. Ich bin ein ziemlich politischer Mensch und schaue so gut wie jeder Wahlsendung, derer ich habhaft werden kann.
Wahlsendungen in Deutschland
Das Prozedere in Deutschland sollte jeder kennen. Ab 18 Uhr Prognosen, je nach Sender kommentiert ein ergrauter Chefredakteur die Ergebnisse, es werden über Wählerwanderungen diskutiert, irgendwann gibt es keine Prognosen mehr, sondern Hochrechnungen, dann das Zittern kleinerer Parteien, schaffen sie die 5% Hürde oder nicht. Wenn man auf bestimmte kleinere Parteien nicht so steht, freut man sich mehr oder weniger diebisch, wenn sie knapp scheitern oder total scheitern. Oder ärgert sich, wenn sie so eben mit dem Arsch über die Latte kommen. Dann ist irgendwann das amtliche Endergebnis da. Und dann das Defilee der Politiker, von Mitgliederparties über 3. Garde bis hin zu den Vorsitzenden inkl Kanzlerin.
Wahlsendung in Finnland
Es wird euch nicht überraschen, dass es in Finnland ähnlich zugeht. Ok, wenn ich es richtig verstanden habe: keine Hochrechnungen, keine Prognose. Als erstes wurden die Stimmen derjenigen Wähler ausgezählt, die im Ausland zur Wahl geschritten sind. In Berlin beispielsweise in der finnischen Botschaft. In Finnland gibt es auch nicht soviele Wahlkreise wie in Deutschland. Ich habe was von 15 gelesen, aber die Grafik von YLE weist nur 13 aus. Und ich kann jetzt nur wenig sagen, was ich vom finnischen Wahlsystem verstanden habe. Suvi sagte, dass es kompliziert sei und ich bilde mir auch nicht ein, dass ich das deutsche mit Erst- und Zweitstimme komplett verstanden habe, auch wenn ich mal Politik studiert habe und mehr als einmal wählen war. Was ich kapiert habe ist, in Finnland wählt man Menschen – Kandidaten. Die sind zwar in einer Partei und der prozentuale Anteil der Partei an den Sitzen im Reichstag richtet sich auch danach, wieviele Kandidaten gewählt werden. Aber wenn ihr über die Grafik fahrt, die ich oben verlinkt habe und ggf. auch auf die unterschiedlichen Wahlkreise klickt, dann seht ihr, das für jeden Kandidaten die Stimmen dort stehen, die er erreicht hat. Die in der inneren dicken Wolke sind sicher gewählt. Der Kreis direkt um die dicke Wolke ist die Reservebank (evt. Nachrücker) und die drei Ringe außen rum, sind diejenigen, die es nicht geschafft habe. Es wurden auch im finnischen Fernsehn einige Kandidaten interviewt. Später am Abend trafen auch die Parteivorsitzenden der vier stärksten Parteien bei dieser Wahl ein. Auch wenn es keine 5% Hürde gab, es wurde sich gefreut das die Partei „Wahre Finnen“ Stimmverluste hinzunehmen hatte. Der amtierende Ministerpräsident Alexander Stubb gestand seine Niederlage ein, auch ein bekannter Vorgang und der wahrscheinlich zukünftige neue Ministerpräsident Juha Sipilä war der Wahlsieger. Den nicht ganz so ergrauten „Chef“redakteur, der Herr über die Zahlen, stand auch dann und wann auf dem Bildschirm rum. Meiner Meinung nach ein hochinteressanter Wahlabend. Und das sagt die Presse: Tagesspiegel DW Helsingin Sanomat