Freitagabend, egal ob die Socken qualmen oder nicht, ist Ausgehzeit in Helsinki. Ich glaube in ganz Finnland. Die Woche ist vorbei, nun ist abhängen angesagt und natürlich auch trinken nicht unerheblicher Alkoholmengen.
Ich will ausgehen, habe keinen Plan wohin und hatte noch Streit mit der besten Freundin. Und das alles via Facebook. Ich hasse es.
Warum? Naja ich stehe nun mal auf jüngere Männer, so 30+. Und dann und wann hat eine Frau eine Lebenskrise. Ich hatte eine heute abend. Sanna-Leena hat einen Vergrößerungsspiegel, so einen der Art wo du jeden Pickel, jede Pore und natürlich auch jede Falte siehst, vor allem, wenn man bei grellem Licht mit der Nase auf dem Spiegel klebt. Das kann einer Frau den Tag versauen.
Und wenn man dann mit der besten Freundin drüber redet und die dann gar nicht den Frust versteht und dann noch sagt: „Es ist deine Entscheidung, das du auf jüngere Männer stehst, aber schwierig“ nein das trägt nicht dazu bei den Tag zu retten. In so einer Situation, vor allem wenn die innere Welt schief ist, sollte man nicht ausgehen. Ich tue es trotzdem, und nein es ist nicht erfolgreich. Es wird ein recht gruseliger Abend.
Der Abend birgt aber auch sprachliche Highlights, also nicht ganz für die Tonne gewesen. Nach Schminken und Anziehen … wie kriege ich die Falten weg, die eh im Dunkeln oder bei Kneipenbeleuchtung keiner sieht, weg?
Also nun raus, und erstmal mit der Metro zum Kamppi gefahren. Kurz vor Haltestelle Kamppi fragt eine ältere Dame, ob hier Kamppi ist. Ja mein Finnisch reicht für’s Verstehen und auch für ein heftiges „Joo, joo“ (Ja) … sehr schön, geht doch.
Mein erstes Ziel ist das Bäkkeri in der Pohjoinen Rautatiekatu, Soll da gut sein, habe ich gehört. Im Haus neben dem Bäkkeri ist auch eine Veranstaltung, wahrscheinlich für Studenten, die stehen nämlich in langen Schlangen an. Im Bäkkeri sitzen nur drei Figuren rum. Hmmm … nein … da will ich nicht hin.
Also laufe ich schnell rüber zur Annankatu. Schnell ist jetzt relativ. Fredrikinkatu runter, bis zur Urho Kekkosen katu, und von da in die Annankatu. Nur auf Höhe der Simonkatu geht es nicht weiter, da ist die Annankatu zu, abgesperrt, man sieht von weitem Zelte. Es gilt diese Absperrung weiträumig zu umschiffen. Am Besten via Yrjönkatu und Eerikinkatu und dann wieder in die Annankatu rein. Da bin ich auch schon nahe beim AnnaK. Dort soll es cool sein, so sagte mir eine andere Freundin, die hier schon gelebt hat in dieser Stadt. Nur ich merke wieder, ihr Geschmack wo etwas gut ist und meiner, da liegen ganze Galaxien zwischen. Notiz an mich: demnächst ihre Vorschläge ignorieren.
Nein das AnnaK ist an dem Abend auch nicht die Bar der Wahl. Es ist zwar wesentlich bevölkerter als das Bäkkeri, aber das was ich dort sehe … nee … mal so salopp gesagt: alles alte Säcke :P.
Ok nächste Kneipe auf der Liste, oder auch der Notnagel, Mannerheimintie 5, das Praha. Es ist wie verhext heute, ich habe noch nie so doofe Vibes vom Praha ausgehend gespürt. Oder wahrscheinlich spiegelt das Praha nur meine scheiß Vibes wieder. Auch nicht richtig. Alles nicht richtig heute. Ich kreise weiter, schlimmer als nen Kind zur Welt bringen. On the Rocks Mikonkatu, geht eigentlich auch immer. Und es ist megageil, dass in Helsinki alles so nah beieinander liegt. Wie man so hübsch sagt: fußläufig erreichbar.
Um es kurz zu machen, auch im On the Rocks werde ich heute nicht glücklich, da gibt es eine Veranstaltung mit Eintritt. Das will ich nicht. Echt doof, alles doof. Nächster Punkt auf der nach oben offenen Kneipenkarte: Molly Malone’s Irish Bar direkt um die Ecke vom On the Rocks in der Kaisaniemenkatu gelegen. Die Party dort wird auch ohne mich gemacht. Schon gefüllter als das Bäkkeri, aber hauptsächlich von Pärchen … yup da läßt es sich gut wildern … oder so ganz jungschen, um die 21 Jahre. Das ist mir dann doch ein wenig zu jung.
Dank einer späteren Diskussion mit meiner besten finnsichen Freundin (ja ich leiste mir den Luxus von zwei besten Freundinnen 😀 ) weiß ich wo im März mein Jagdrevier liegen wird. Aber das erzähle ich euch dann auch im März. Nur es war, wie zu erwarten, nicht weit von der Kaisaniemenkatu entfernt, zwischen Aleksanterinkatu und Pohjois Esplanadi gelegen, sag doch: fußläufig.
Ich gebe es aber auf für heute abend und schleiche mich Richtung Heimat. Tikru und Veeti warten, da Mami und Papi in Seinajöki sind. Auf dem Weg vom Kamppi zum AnnaK habe ich ein Bastelgeschäft fotografiert. Da waren Himmeli ausgestellt. Zum selberbasteln, so als Set. Hier gibt es auch eine Anleitung, wer es mal probieren will. Fotos könnt ihr mir gerne schicken 😀