12.10.2017
Vanha Kirkkopuisto
Mein Weg zum Kamppi führt über die große Runde, weil es ist ja noch Zeit. Kleine Runde ist direkt an der Ampel über die Mannerheimintie, an der Chapel of Silence vorbei und über den Narinkkatori zum Kamppi oder im Falle einer Busreise, direkt runter zum Busbahnhof. Jetzt mit Zeit kann ich nochmal an der Location von gestern abend vorbei dackeln. Also über die Mannerheimintie rüber zum Bulevardi und dann via Annankatu hoch zur Urho Keskkosenkatu und dann im Kamppi kleine Shoppingrunde.
Wenn man am Bulevardi lang geht, dann fällt die Lücke in den Häuserreihen zwischen Yrjönkatu und Annankatu sofort auf. Als ich das erste Mal vor Jahren hier mit der Tram lang fuhr, dachte ich sofort: „Was ist das bitte jetzt“?
Wenn man länger in Helsinki unterwegs war, dann weiß man, das es überall kleine und größere Parks gibt. Das ist nicht weiter verwunderlich. Und so ist auch nicht verwunderlich, dass der Vanha Kirkkipuisto, der Alte Kirchpark oder auch Park der Alten Kirche, von den Helsinkier voll adoptiert wurde. Man konnte hier nicht nur viel Pokemons mit Pokemo Go fangen, nein man kann auch auf Bänken verweilen und in der wärmeren Jahreszeit wird hier eifrig gepicknickt. Absolut mitten in der Stadt.
Der kleine Park liegt in einem Quadrat, das vom Bulevardi im Süden, Yrjönkatu im Westen, Annankatu im Osten und Lönnrotinkatu im Norden begrenzt wird.
Der Park ist der alte Friedhof der kleinen Kirche an der Lönnrotinkatu. Im Süden zum Bulevardi hin gibt es ein dreitoriges Steintor, das auf den Friedhof führt. Wobei er von keiner Seite eingezäunt ist. Dieser Haupteingang zum Friedhof ist vom großen Helsinkier Archithekten Carl Ludvig Engel entworfen worden, der auch die wunderbare Tuomiokirkko gebaut hat.
Auf diesem Friedhof sind auch die letzten Pestopfer Helsinkis beerdigt worden, das hat mir mein Freund Lauri erzählt, als wir mal Nachts dort langegeschlichen sind. Eine Gedenktafel für die Opfer ist in dem Steintor eingelassen. Die Pestepedemie ist noch nicht so lange her, im Jahre 1710 war das. Wenn ich Pest höre, denke ich immer das es irgendwie um 1500 gewesen sein muss, aber es hat uns alle länger heimgesucht, als wir denken.
Der Friedhof muss früher größer gewesen sein. Opfer von Ende des 17. Jahrhunderts sind in der Gegend Bulevardi/Fredrikinkatu begraben worden, was einen Block weiter von unserem Standort aus ist. Also quasi unterhalb von Cafe Ekberg.
Bis 1829 war dieser Friedhof der offizielle Friedhof der Stadt Helsinki und wurde als Kamppi–Friedhof bezeichnet, wobei das Gräberfeld sich auch unter die Wohnblöcke der umgebenden Straßen erstreckte.
Im Jahr 1829 wurde der Friedhof dann zugunsten des großen noch genutzten Gräberfeldes von Hietaniemi aufgegeben.
Die kleine Kirche im Norden des Friedhofs ist auch ein Entwurf von Engel.
Nachdem der Friedhof als Friedhof still gelegt worden war, wurde er nach und nach mehr oder weniger strukturiert in einen Park umgewandelt. Was mich bei meiner Recherche überraschte war, das es im Park über 200 Laubbäume und 40 Nadelbäume geben soll, da der Park auf mich einen total luftigen Eindruck macht.
Auf den Fotos, von einem weiteren Ausflug habe ich in ein paar Tagen noch ein paar da ich ja hier alles chronologisch veröffentliche, kannst du sehen, das der Park nicht nur als Park erhalten wurde, sondern dass es auch noch ein paar alte Gräber bzw. die Grabsteine der Gräber erhalten worden sind. Die Namen sagen mir auch nicht wirklich was.
Toll finde ich aber, dass hier das Grab des Gründers der ersten Druckerei Helsinkis Jakob Simelius unten an der Ecke Bulevardi/Yrjönkatu erhalten ist. Als alter Setzer sind für mich solche Bezüge von hohem Interesse! Die Druckerei hatte bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts Bestand, ihr Gründer starb schon 1826.
Auch der Erbauer des Senderholm Hauses am Senaatintori/Aleksanterinkatu fand hier seine letzte Ruhe. Das hebe ich jetzt mal hervor, weil heute in diesem Haus das Helsinkier Stadtmuseum seine Heimat hat. Wobei er hier nach Umbettung zum zweitenmal bestattet worden ist.
Auf dem Friedhof finden sich noch einige weiter alte Grabsteine und Denkmäler.
Meine vorrangige Intention im Oktober war: toll, kann man bestimmt mal für Dark Art und Halloween-Bilder gebrauchen. Und da stehe ich auch nach wie vor zu. Für mich ist der Friedhofspark ein wunderbares Juwel inmitten der Großstadt, welches sich zu erkunden lohnt. Und es wirkt auf mich gerade jetzt im Herbst total verwunschen, von großer athmospärischer Dichte und ein klein wenig spooky. Aber das gehört dazu.