Turku war schön, aber auch anstrengend. Vor allem ist es bei solchen Fahrten immer anstrengend so lange im Zug zu sitzen. Man tut ja eigentlich nichts und ist dann abends wie gerädert. So gesehen ist es gut, das ich schon geplant habe in die Sauna zu gehen. Es gibt eine süße kleine Sauna, nur wenige Schritte von meinem Domizil entfernt, direkt an der Ostsee gelegen.
Sorry, das Bild ist nicht besonders toll. Etwas später habe ich entdeckt, dass das iPhone geile Nachtaufnahmen macht. Jedenfalls im Vergleich zur Kamera.
Anyway, die Sauna war toll.
Aber im einzelnen. Saunahandtuch hatte ich nun nicht, aber meine Recherche hatte ergeben, das man sich ein Handtuch in der Sauna leihen konnte.
In Finnland sind in öffentlichen Saunen Männer und Frauen getrennt und zwar nicht so wie manchmal in Deutschland mit Frauen- und Männertage, sondern generell. Es gibt in einer öffentlichen Sauna einen Schwitzraum für Männer und einen für Frauen.
Wenn man in der Kulttuurisauna ankommt, zieht man im Eingangsbereich seine Schuhe aus. Dann wird der Eintritt bezahlt, mit 15 € nicht ganz billig. Das geliehene Handtuch kommt mir vor wie ein überdimensionales Trockentuch. Aber egal, für’s nächte Mal weiß ich schon: großes Saunatuch aus Deutschland mitbringen! Unbedingt!
Ich husche dann in den Bereich für Frauen, bin noch etwas unsicher, was mich erwarten wird. Das Innenleben des Frauenbereichs ist ziemlich grob. Also die Wände sind aus Beton, im Umkleidebereich sind ein paar Spinde aus Holz. Die freundliche Tresenfachkraft am Eingang murmelte bei der Schlüsselübergabe was von „You got number 18“ … ah ja. Nummer 18, ganz in der Ecke.
Nur vor meinem Spind drubbeln sich immer, wenn ich ran will … also beim reinkommen und beim wieder anziehen … andere Frauen. Schminken sich gemütlich, quatschen ausführlich miteinander, ziehen sich an, ziehen sich aus. In der Mitte des Raumes stehen ein paar Schemel mit interessantem Design.
In etwa so, wie hier verlinkt, aber die Ausbuchtung in der Mitte war tiefer. Es wirkte wie ein großes umgekehrtes U, auf das man sich setzen konnte.
Diese Schemel fanden sich auch in dem kleinen Garten wieder.
Endlich gelingt es mir, an meinen Spind zu kommen und mich zu entkleiden. Es ist immer etwas komisch, sich vor fremden Menschen komplett zu entkleiden. Für die Abkühlphasen wühle ich meinen Badeanzug aus dem Rucksack. Denn Abkühlen ist gemeinschaftlich von Männern und Frauen und hier ist Badekleidung erwünscht. Gut man kann sich auch in das große Handtuch wickeln.
Für die Sauna selber gibt es noch ein kleines Tuch, wo man sich drauf setzen kann.
Der nächste Raum ist die Dusche … also Umkleide, Dusche, Sauna liegen in einer Flucht.
Auch hier wieder der rustikale Charme von Betonwänden, an der Seite ist ein kleines Becken, dessen Nutzen sich mir nicht erschließt.
Im Duschraum können aber auch Duschgel und der Badeanzug hinterlegt werden. Geht hier alles unproblematisch. Der Schlüssel zum Spind ist an einem großen Gummiband befestigt, das wie ein überdiemensionales rosa Haargummi wirkt. Etwas locker ums Handgelenk. Später sehe ich, das die anderen Frauen sich das Gummi um den Fuß gemacht habe. Coole Idee, denn dadurch kann es gar nicht verloren gehen.
Die Sauna selber ist ein quadratischer Raum, in der 4 Treppenförmige Absätze eingebaut sind. Allerdings befinden sich Holzbänke nur auf der obersten Stufe. Ich würde eigentlich lieber auf der ersten oder zweiten Stufe hocken, aber auf reinem Beton zu sitzen, selbst mit meinem kleinen Trockentuch unterm Hintern, habe ich keinen Bock zu. Also auf die oberste Holzstufe gehockt. Das Ende des Raumes öffnet sich in ein großes Panoramafenster, mit einem fantastischen Blick über die Ostsee und Helsinki. Der Blick ist einfach gigantisch. Schon deswegen hat sich der Besuch gelohnt.
Es ist aber sehr angenehm dort zu sitzen und vor sich hin zu schwitzen. Um mich herum sitzen einige Finninen mit ihren Freundinnen und quatschen. Es ist für mich super angenehm, finnisch zu hören. Ich liebe die Sprache und könnte sie stundenlang hören, auch wenn ich kaum was verstehe. Aber der Klang … es ist so entspannend …
Nach einer Weile wird es mir zu warm und ich verlasse die Sauna. Schnell unter die Dusche und rein in den Badeanzug. Jetzt kommt nämlich Highlight #2 bei diesem Saunabesuch.
Sauna ist ja immer die hübsche Mischung aus Schwitzen und Abkühlen. Und diese Sauna braucht kein Tauchbecken, wie man das aus deutschen Saunen kennt. Sie hat etwas viel besseres im Angebot. Draußen im kleinen Garten, der auch der Abkühlung und Entspannung dient, liegt sie mir zu Füßen: die Ostsee.
Ein paar Stufen von einer Leiter führen vom Garten in das eiskalte Ostseewasser. Tagsüber war die Luft zwar um 18°, aber die Ostsee ist schweinekalt. Ich überwinde mich trotzdem und tauche ein. Es muß einfach sein. Geht ja mal gar nicht, in einer Sauna mit Ostseeanschluß zu sein und nicht im Wasser gewesen zu sein.
Nach mehreren Saunagängen überwinde ich mich auch und tauche nicht nur ins Wasser, sondern schwimme auch ein paar Züge. Es ist einfach toll und im wahrsten Sinne des Wortes Atemberaubend. Allerdings ist es auch jeglichen Fröstelns wert. Aufwärmen kann ich mich ja wieder in der Sauna.
Und die Sauna tut gut. Muskelverspannungen, die ich vorzugsweise im Nacken habe, werden gelockert und komische Hautirritationen am Oberarm sind nach der Sauna einfach weg. Genial!
nun, das ist der Vorteil, wenn du dort zur Miete wohntest, denn die meisten Häuser haben ihre eigene Sauna oder man benutzte die im Nebenhaus. In einer öffentlichen Sauna war ich dort nie, nur entweder zusammen mit meiner Freundin oder im Sommer ebenfalls in der mökki-eigenen Sauna, was natürlich total toll war, weil man sich dort, weit und breit kein Mensch, leger und ungeniert bewegen konnte und ich auch erfahren konnte, dass die damals noch als relativ prüde geltenden Finninnen ganz und gar nicht so waren 🙂
das läßt hoffen für ein wohnen in helsinki
zugang zur sauna 🙂
ok mich würde da mehr der prüdigkeitsfaktor von finnen interessieren (= männern):)
aber interessant peter, ich frage aus höflichkeit jetzt nicht nach details 😉
in diesem Fall gäbe es darauf auch nichts konkretes als Antwort, Helen, aber selbst ich war verblüfft.
alles klar peter 😀
wie gesagt die männlichen finnen schulden den beweis noch (mir gegenüber 😀 )
dein „selbst ich war verblüfft“ läßt meine fantasie jetzt galoppiern 😛 danke