4.7.2017
Ich hasse ja frühe Flüge. Wieder geht der Flug um 8:10 in Vantaa los. Das heißt so gegen 4 Uhr in Puotila aufstehen. Bijay hat Frühschicht. Deswegen hat er am Abend gesagt, dass er mich morgens zum Flughafen bringen will. Läge eh auf dem Weg. Finde ich cool, erspart es mir doch das Rumstehen in der Kälte und Warten auf den Bus. Es sind an diesem Morgen –8° C, da möchte man nicht an der Bushaltestelle stehen.
Ich soll ihn dann Wecken, das verunsichert mich, weil Wecken immer harte Arbeit bedeutet und meistens Leute wach werden, die nicht wach werden sollen. Ist hier anders. Der Mann hat einen tierisch leichten Schlaf. Ich flüstere ihn an und er steht neben dem Bett. Unglaublich.
Wie gut das ich alles schon am Vorabend gepackt habe und nur noch die letzten Kleinigkeiten in mein Köfferchen packen muss. Dann raus in die Kälte und den Schnee. Und nun kommt etwas, dass ich nicht kenne. An jedem Parkplatz ist ein kleiner Kasten angebracht aus dem ein Kabel lugt. Unten am Auto so etwas über der Stoßstange ist eine kleine Steckdose. Mit dem Kabel aus dem Kasten wird die Motorheizung betrieben. Sanna-Leena hatte mir bei unserem Ausflug nach Myllypuro schon erklärt, dass man, wenn man es geschickt einstellt, auch den Innenraum des Autos damit beheizen könne. Ist jetzt zwar nicht passiert aber die Motorheizung trägt dazu bei, dass das Auto in Null Komma Nix enteist ist. Genial. Bin so begeistert. Erinnere mich noch ungern an das ewige Eiskratzen, als ich noch ein Auto hatte. Und dann sitze drin und schon ist wieder alles voller Eis. Wie oft bin ich losgefahren und konnte die ersten Meter nicht wirklich sehen.
Kehä I ist total leer, aber voller Schnee. Die Autobahn ist nicht geräumt, stört aber niemanden, weil angepaßt gefahren wird.
Um 5:30 bin ich schon am Flughafen. Mittlerweile sind es –10° C.
Mein Freund Sebastian hat mich gebeten, nach dem Verbleib seines blauen Schals zu forschen. Bei Airpro wissen sie nix, nur das lost items beim Fundbüro zu finden sind. Das öffnet aber erst um 9 Uhr. Oh joy.
Na dann gehe ich lieber gleich zur Security und besorge mir Frühstück.
Boarding ist auch pünktlich um 7:40 und ab dann sind wir in der Kiste eingesperrt. Wir müssen auf das Enteisen warten. Es ist nervtötend da zu sitzen, auf einen Start zu warten, den man eigentlich nicht will und dann zieht es sich hin.
Das Enteisen ist spannend. Irgendwie futuristisch.
Das Flugzeug fährt eine lange Strecke zu einem Platz, wo man beim Gucken das Gefühl hat, knietief in Flüssigkeit zu stehen.
Die Enteisungsmaschinen sind wie große Roboter mit Glubschaugen. Die Kabine, in der der Enteisungsmeister hockt, kann hoch und runter gefahren werden, so das der Schlauch Zugriff auf alle Teile des Flugzeugs hat.
Mit einem Schlauch wird mehr als großzügig eine Flüssigkeit aufs Flugzeug gespritzt, die von der Warte „Innen im Flugzeug“ irgendwie klebrig wirkt. Sie soll ja auch am Flugzeug haften und Wasser davon abhalten wieder zu gefrieren.
Die Finnen enteisen ordentlich. Boah das dauert.
Endlich … mittlerweile ist es 9:40 … starten wir.
Wer nun gedacht hat: Super dem Winter entronnen, auch wenn es gedauert hat. Das Schlimmste kommt in Berlin. Über der Stadt tobt ein Sturm, einfache Turbulenzen sind nix dagegen. Trotz Ruckeln und Schütteln und in die Sitzlehne krallen, landen wir sicher. Pew. Geschafft.
Dank „Projekt Handgepäck“ brauche ich nicht warten und begebe mich direkt zum Bus.