31.3.2018
Jakomäki – Kontula – Kamppi
Heute gehen wir in die Sauna. Am besten vergisst du gleich, was du in Sachen „Saunaregeln“ aus Deutschland kennst. Es ist hier alles ganz anders. Die wichtigste und einzige Regel: mach wie es gut für dich ist! Als erstes packen wir alle Sachen zusammen: Handtücher, Duschgel, Rasierer, Bodylotion, Badewanne für Aava, Spieltiere, Badeanzug, Wasserflaschen und Saunabier. Ja, du hast richtig gelesen, wir haben auch jeder eine Dose kaltes Bier dabei.
Alles wird in die kleine Badewanne, die für Aava mit dabei ist gestopft, wir ziehen uns Hauspuschen an, ich darf die von Bijay tragen und los geht es. Die Sauna ist im Nachbarhaus. Jede Familie kann die Sauna einmal in der Woche mieten, zu festen Zeiten. Sanna-Leena sagte schon, dass sie immer überzieht.
Also stiefeln wir in Puschen am Haus lang und fahren im nächsten Haus in den obersten Stock. Die Anlage ist viel größer, als sie in Puotila war.
Die Umkleideeinrichtung erinnert ein wenig an ein Schwimmbad. Es gibt auch eine große Toilette und zur Sauna hin einen Duschraum.
Ich quetsche mich in meinen Badeanzug und Sanna-Leena wickelt sich in ein großes Handtuch. Wir sind zwar vertraut miteinander, aber hier ist gewissermaßen unsere Grenze. Nach dem Duschen in die Sauna.
Wir haben nicht nur unsere Wasserflaschen mit, mit denen wir uns auch dann und wann über den Kopf das Wasser fließen lassen. Neben dem Saunaofen steht auch ein Kübel mit Wasser und eine Kelle. Sanna-Leena gießt mit lockerer Hand Wasser über den heißen Stein des Saunaofens um Löyly, Wasserdampf zu erzeugen. In Deutschland würde man sagen: wir machen einen Aufguss. Und in Deutschland darf das dann nur der Saunameister machen unter viel Brimborium und bei Strafe des Höllenschmorens darf zu der Zeit keiner die Sauna verlassen.
Hier machste Löyly wann es für dich nett ist. Oder wie Sanna-Leena bei Runde 2, wo sie, während ich noch auf der unteresten Plattform stehe, meine Kopf aber fast oben an der Decke anschlägt, wie wild Löyly erzeugt. Ich kriege bestimmt einen roten Öler, habe Angst ins Koma zur Fallen vor Hitze und Sanna-Leenas Intention ist es, möglichst viel Kondenswasser und Beschlagenheit an der Glastüre zu erzeugen, damit Aava dort mit den Fingerchen malen kann.
Natürlich ist Aava mit in der Sauna, Kinder oder auch Babies werden recht früh mitgenommen und natürlich kann sie die Sauna jederzeit verlassen.
Zwischendrin sitzen Sanna-Leena und ich gemütlich nebeneinander und trinken unser Bier 😀 Ich bin kein großer Biertrinker, aber in der Sauna schmeckt das wirklich!
Und ich Sauna-Novize darf mich auch am Löyly versuchen. Am Anfang ist es natürlich nicht mit lockerer Hand auf den Stein gegossen, aber nach dem zehnten Versuch klappt es schon ganz locker. Könnte ich nicht nur unter die Dinge abhacken, die ich zum ersten Mal gemacht habe, sondern auch unter die Dinge, die mich dem Finnentum näher bringen.
- Löyly erzeugt
- Saunabier getrunken
Zum Abkühlen gehen wir auf den verglasten Balkon. Ein weiter Blick über Jakomäki ist uns verwehrt, weil die Hauptblickrichtung in Richtung der Nachbarhäuser geht.
Nach der Sauna, ja wir verlassen die Anlage wirklich nicht nach 60 sondern nach 75 Minuten, aber kein Nachbar begehrt Einlass, düst Sanna-Leena mit mir nach Kontula. Hier ist unser nächster Lidl. Es gilt noch fürs Abendessen und für die Geburtstagsparty am Montag einzukaufen.
Edit:
ganz vergessen zu erzählen: in Finnland gibt es ja das Konzept „personal space“, also eigener Freiraum. Klar gibt es den überall, aber Finnen lieben ihren eigenen Freiraum und jeder hat Verständnis dafür. In D bekomme ich oft ein „Ach hab dich nicht so“ zu hören, wenn ich meinen Freiraum brauche.
OK wir also raus aus der Sauna und rein in den Fahrstuhl, auf Stockwerk 4 hält er nochmal, ein Päärchen möchte zusteigen. Aber der Fahrstuhl erscheint ihnen mit schon 2 Erwachsenen und einem Kleinkind etwas überfüllt (in D hätten sich noch 10 Personen hinzugequetscht und agressiv unsere Waschwanne als unhöflich gebranntmarkt). Das Päärchen entscheidet sich spontan für die Treppe und Sanna-Leena flüstert mir „Personal Space“ zu. Wir nicken uns wissend zu.
Zum Abendbrot soll es Avocadopasta geben. Wir brauchen Avocado und Parmesan und getrocknete eingelegte Tomaten. Gibt es alles bei Lidl, sogar die eingelegten Tomaten. Die kriege ich bei meinem Lidl nicht, unfassbar. Und die Avocadopasta, die Sanna-Leena zaubert ist mehr als köstlich.
Als wir wieder zu Hause sind, kommen die Verwandten. Ich weiß immer noch nicht wie Mutter und Schwester von Sanna-Leena heißen, nur der Schwager, das ist Konsta. Interessanter Name.
Ich muß aber gestehen, die Schwester von Sanna-Leena ist mir spontan unsympathisch. Bin aber nicht die Einzige der es so geht, auch Sanna-Leena ist nicht so happy mit ihrer Schwester und Bijay mag seine Schwägerin auch nicht. Diese Erkenntnis trifft uns aber erst drei Tage später.
Um den Abend abzurunden gehe ich noch ein wenig aus.
Mein langes rotkariertes Hemd mit Leggings und Jeansjacke bringt mir einen Verweis von Sanna-Leenas Äiti / Mutter: „So kannst du nicht rausgehen (Kind schenkt sie sich netterweise) das ist viel zu kalt.“ Naja der Plan sah auch noch dicke Schuhe, Mütze und Winterjacke vor 😛
Ich erhalte die Absolution und darf mein Glück im Navy Jerry suchen.
Auch mit den strengsten Anweisungen von Freundinnen ausgestattet: „Genießen, genießen, genießen“
Ladies, das ist super lieb von euch, aber manchmal ist es schon nervig, immer alleine irgendwo rumhocken zu müssen.
Das jaule ich auch meiner Besten in einem Nachtgespräch vor! Sie ist so süß, mich zu verstehen 🙂
Und während ich weg war, hat die Familie Dekoübungen gemacht und einen Kuchen gebacken.
Bloggalerie
Schau dir auch die Galerie an!